Die letzte Woche ist nichts allzu ereignisreiches passiert, was die Ehre eines eigenen Blogeintrags verdient hätte. Trotzdem sollt ihr ja mit News nicht unterversorgt werden, deswegen jetzt eine kurze summary der letzten Woche.
Unter der Woche verbringe ich die Zeit fast ausschließlich an der Uni. Man kriegt in den Kursen so viel aufgebrummt, dass man bequem den Rest des Abends mit Nachbereiten füllen könnte. Bis vor ein paar Tagen hatte ich ja auch noch meine Hausarbeit aus Kassel am Hals, die ich jetzt endlich vollendet habe, das heißt, jetzt kann ich mich mit Leib und Seele auf die Herausforderungen hier stürzen.
Das wird auch garantiert spaßig. Bis 3. Nov. muss ich einen Essay über das Thema "Femininity, Control and Hysteria: Discourses of White Sexuality am Beispiel von Bridget Jones - The Edge of Reason" geschrieben haben. Haha, ich bin mal gespannt wie ich das vereinbart bekomme^^
Im Anschluss daran gleich einen Essay über Robinson Crusoe und Oroonoko, und als Grande Finale einen Business-Aufsatz über Multinational Enterprises mit China oder Indien!
Mich beschleicht so das dumpfe Gefühl, dass ich auch meine frisch ergatterte "Freiheit" bald wieder in Stunden in der Library eintauschen muss... Auf der anderen Seite ist es aber auch positiv, weil es ja wie gesagt ganz anders läuft als in Kassel und das mal mitzubekommen, ist schon interessant!
Am Samstag gings vormittags auf den wuuuuuunderbaren Borough-Market, wo wir zwischen mulled wine- und Kürbisduft an all den leckeren Sachen vorbeigewandert sind und uns nur geärgert haben, dass wir erstens schon gefrühstückt hatten und zweitens der Geldbeutel erbärmlich schmal war.
Direkt am Borough Market liegt versteckt ein kleiner Tante Emma-German Deli Laden. Oooooh, war das toll, ein Stück Heimat ist eben doch immer was schönes und ich dachte nicht, dass ich mich mal an dem Anblick von Knorr-SalatFix-Tüten und Dr. Oetker Kaiserschmarrn so in schönen Erinnerungen weiden würde. Das war übrigens auch der gleiche Laden, bei dem ich versucht habe, einen Aushilfsjob zu ergattern und dann vom (zwar netten) Personalchef eines Besseren belehrt wurde, was bürokratische Dinge + Arbeiten in England im Allgemeinen anbelangt. Und zwar sieht es so aus, dass ich aufgrund behördlicher Hindernisse wohl für so einen kurzen Zeitraum keinen Job annehmen kann... Das waren seeehr schlechte News am Montag. Jedenfalls werde ich das Thema noch nicht ganz abschreiben und vielleicht noch irgendeinen Weg finden.
Später haben wir den Day Out nach Notting Hill in die Portobello Road verlegt, um dort weiter zu schlendern, stöbern, und einen der uuuuuuuuuuunglaublich genialen Hummingbird-Cupcakes zu verschlingen. Fast hätte ich mir dort einen Wäscheständer gekauft (JA, unser Haushalt ist noch nicht im Besitz eines solch unwichtigen Utensils), aber der Gedanke, mit dem Ungetüm unterm Arm andere Leute in der tube zu verschrecken, hat mich dann vom Kauf abgehalten.
SATURDAY NIGHT - Alena, Kalle, ein Freund von ihm und ich sind Richtung Camden losgezogen, besser gesagt, mal wieder ins gute alte KOKO, wo wir uns mit Glitter im Haar bei Indie+Elektro auf den Theaterbalkons die Seele aus dem Leib getanzt und gesungen haben, und nebenbei 1m große Luftballons durch den Raum geschubst haben. Hierbei hatten wir auch die Ehre, Madonna, Jimi Hendrix, Janis Joplin, Freddie Mercury und ähnliche Helden der Populärmusik zu treffen, wie schon erwähnt, hier in London kannst du gehen, wie und als wer du willst, alles ist erlaubt :-)
Dementsprechend war der Sonntag etwas zäh, aber da ich sowieso genug Uni-Sachen zu machen hatte, war ich zuhause, habe meine heisere Stimme mit Lemsip-Tee versucht zu lindern, telefoniert, Robinson gelesen und mich generell wenig bewegt.
Die nächste Uni-Woche und das gleiche Spiel, früh in die Library, zwischendurch mal zu Kursen, abends wieder raus. Was hier ein bisschen ätzend ist, ist dass die students hier die Library (und vor allem die PCs) als Aufenthalts- und Gesprächsort benutzen. Das heißt die Geräuschkulisse ist immer extrem laut und hin und wieder sieht man ernsthaft Leute, die mittags um 12 in der Library sitzen und sich da irgendwelche Actionfilme aufm PC anschauen, während ich versuche, mich auf historische Mythologien zu konzentrieren. Die Schilder mit "Silent Study Area" werden da ungefähr so ernst genommen wie das Rauchverbot vor den Uni-Gebäuden...
Weil ich am Montag Nacht dann mit dem Gröbsten fertig war, habe ich mir am Dienstag nen Tag Auszeit genommen und hab mir endlich mal gescheit die Tate Modern angeschaut, nicht immer nur mal schnell durch wie sonst, sondern mal richtig, mit Guide-Heft und vollstem Interesse. Nach geschlagenen 3 Stunden hatte ich die Tate bewältigt und es war suuper! Momentan ist da in der großen Turbinenhalle ein Objekt von Miroslaw Balka namens "How It Is", was ein riiiiiesiger, an einer Seite offener Container ist, der mit schwarzem lichtabsorbierendem Samt verkleidet ist, sodass es dort drin einfach nur tot-schwarz ist. Es geht einfach darum, dass man trotzdem reingeht und sich traut, bis an die Rückwand zu laufen. Es war am Anfang seeehr strange, aber ich hab mich an der Wand enlang getastet und wenn man dann drinsteht und sieht die anderen Leute reingehen, ist es total cool!
Das auf dem Spiegel-Foto ist im Übrigen auch ein Kunstwerk, das was da um meine Füße rum zu sehen ist, sind rote Neon-Schriftzüge, die irgendwie 3D-mäßig in diesen Spiegel integriert waren!
Nach einem kurzen Abstecher zum Postman's Park (ein kleines Juwel versteckt mitten im Business District) und dem dortigen "G.F. Watts' Memorial to Heroic Self Sacrifice (wer den Film "Closer" kennt, wird wissen, was ich meine!) war ich dann später mit Alena in "The Imaginarium of Doctor Parnassus", offiziell Heath Ledger's letztem Film. Nachdem ich mich monatelang auf den Film gefreut hab, wurde ich auch wirklich nicht enttäuscht. Sehr strange, surreal, aber gleichzeitig soooo genial gemacht.. Ich war jedenfalls begeistert.
Die letzten zwei Tage war wieder volles Uni-Programm angesagt, und heute abend bin ich mal daheim, habe mit meinen flatmates Tee getrunken, grade meine Lieblingsshow "Never mind the Buzzcocks" geschaut und schreibe jetzt mit dem wunderbaren Beatles-Song "Strawberry Fields Forever" im Ohr den Blog...
Hi Käthe,
AntwortenLöschenhab gerade deinen Eintrag gelesen und bin auf das Jobproblem aufmerksam geworden. Hatte damals, als ich das Jahr in Hereford war anfänglich das gleiche Problem. Um in der College-Bar arbeiten zu können, musste ich erst etliche Anträge in einem Job-Center ausfüllen, eine National-Insurance-Number beantragen, und und und. Echt nervig... Ich drück dir die Daumen, dass du die Bürokratie gut meistern wirst!
Den German-Deli-Shop kenn ich noch nicht, klingt sehr nett. Den musst du mir dann im Februar unbedingt mal zeigen :)
Genieß deine Zeit weiterhin und lass dich nicht unterkriegen wg. den ganzen Essays! Tschakka, das packst du!
Busserl aus der Heimat!